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Was aßen die Leute im Mittelalter? – Ein Blick in die Küche vergangener Jahrhunderte
Die Ernährung im Mittelalter (ca. 500–1500 n. Chr.) war stark geprägt von sozialem Stand, regionalen Gegebenheiten und den Jahreszeiten. Während wir heute im Supermarkt beinahe alles ganzjährig finden, war die mittelalterliche Küche deutlich eingeschränkter – und gleichzeitig eng mit Landwirtschaft, Klima und religiösen Vorschriften verbunden.
Grundnahrungsmittel und Brotvielfalt
Brot war das wichtigste Grundnahrungsmittel. Bauern aßen meist dunkle Brote aus Roggen, Gerste oder Hafer, während der Adel sich feineres Weizenbrot leisten konnte. In Quellen aus dem 12. und 13. Jahrhundert wird überliefert, dass Bauern im Durchschnitt 1–1,5 Kilogramm Brot pro Tag verzehrten. Breie aus Getreide dienten als „Arme-Leute-Essen“ und wurden mit Gemüse oder Milch gestreckt.
Gemüse, Hülsenfrüchte und Kräuter
Kohl, Lauch, Zwiebeln, Karotten und Rüben waren die „Alltagsgemüse“. Besonders beliebt waren Erbsen, Bohnen und Linsen – wichtige Eiweißlieferanten. Küchenkräuter wie Petersilie, Dill, Majoran und Liebstöckel verfeinerten viele Gerichte. Knoblauch und Senf dienten sowohl als Würze als auch als Heilmittel.
Fleisch und Fisch – selten, aber begehrt
Während der Adel regelmäßigen Fleischkonsum pflegte – Rind, Schwein, Geflügel, Wild – war Fleisch für das einfache Volk ein Luxusgut. Schweinehaltung war vergleichsweise verbreitet, da Schweine kostengünstig gehalten werden konnten. Die Kirche schrieb zudem rund 150 Fastentage im Jahr vor, an denen Fleisch tabu war. Fisch wurde daher enorm wichtig: gesalzen, getrocknet oder frisch aus Flüssen und Küstengewässern. Hering war im 14. Jahrhundert das „Fastenfleisch“ schlechthin.
Milchprodukte und Eier
Milch wurde meist frisch getrunken oder zu Käse und Butter verarbeitet, wobei letzteres für ärmere Schichten kaum erschwinglich war. Eier dienten in vielerlei Zubereitungen: hartgekocht, in Teigen, Pfannkuchen oder Eintöpfen.
Adel vs. Volk – ein klarer Unterschied
Adlige Tafeln waren geprägt von Vielfalt und Exotik. Mit dem Aufschwung des Handels im Hochmittelalter gelangten Gewürze wie Pfeffer, Zimt, Safran und Nelken aus dem Orient nach Europa – so wertvoll, dass Pfeffer zeitweise als Zahlungsmittel galt. Festmähler im 14. Jahrhundert boten oft 10 bis 20 Gänge, darunter gebratene Schwäne, Pfauen oder aufwendig gefüllte Pasteten. Demgegenüber war die bäuerliche Kost schlicht: Brot, Gemüse, Suppe – Fleisch nur zu hohen Festen wie Weihnachten oder Ostern.
Konservierung und Lagerung
Da Kühlmöglichkeiten fehlten, nutzte man Trocknen, Räuchern, Pökeln und Einlegen in Salz oder Essig. Bier und Met waren alltägliche Getränke, da Wasser häufig verunreinigt war. Wein blieb eher dem Adel und den Klöstern vorbehalten.
Die Ernährung im Mittelalter war karg, sättigend und saisonal geprägt – mit starken Unterschieden zwischen Arm und Reich. Während Bauern überwiegend von Brot, Brei und Gemüse lebten, zelebrierte der Adel üppige Tafeln mit exotischen Speisen. Essen war nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern spiegelte zugleich Macht, Reichtum und gesellschaftliche Stellung wider.