Vorgeschichte: Ein umkämpftes Königreich
England im frühen 11. Jahrhundert war ein Land im Umbruch. Die angelsächsische Herrschaft war seit Jahrhunderten etabliert, doch immer wieder hatten Wikinger-Überfälle und Eroberungszüge das Land erschüttert.
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1016: Der dänische König Knut der Große eroberte England und vereinte es zeitweise mit Dänemark und Norwegen.
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1042: Nach Knuts Tod und inneren Wirren bestieg Eduard der Bekenner (Edward the Confessor), ein angelsächsischer Prinz, den englischen Thron.
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Eduard wuchs in der Normandie auf und pflegte enge Beziehungen zu den Normannen. Viele normannische Adlige kamen während seiner Herrschaft nach England, wo sie wichtige Ämter bekamen.
Doch Eduard blieb kinderlos – und damit stellte sich die brisante Frage der Thronfolge. Mehrere Anwärter erhoben Anspruch:
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Harold Godwinson (Earl of Wessex) – mächtigster englischer Adliger, Schwager Eduards.
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Herzog Wilhelm von der Normandie – behauptete, Eduard habe ihm die Krone versprochen.
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Harald Hardråde (Norwegen) – wollte England mit Gewalt unterwerfen.
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Edgar Ætheling, ein angelsächsischer Prinz, der jedoch noch minderjährig war und kaum Unterstützung hatte.
Der Tod Eduards und die Thronstreitigkeiten
Am 5. Januar 1066 starb Eduard der Bekenner. Bereits am nächsten Tag ließ sich Harold Godwinson in Westminster zum König krönen.
Doch seine Krönung war umstritten:
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Wilhelm von der Normandie sah sich verraten, da er glaubte, Eduard habe ihm die Nachfolge zugesichert.
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Auch Harald Hardråde von Norwegen beanspruchte den Thron – mit Unterstützung von Harolds eigenem Bruder Tostig Godwinson, der im Streit mit Harold stand.
England stand nun vor einem Doppelangriff: aus dem Norden von Norwegen und aus dem Süden von der Normandie.
Die Schlacht bei Stamford Bridge (25. September 1066)
Im September 1066 landete Harald Hardråde mit rund 300 Schiffen in Nordengland. An seiner Seite kämpfte Tostig Godwinson.
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Am 20. September besiegte er die Angelsachsen in der Schlacht von Fulford bei York.
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Doch König Harold Godwinson reagierte schnell: Mit seinem Heer marschierte er über 300 Kilometer in nur vier Tagen von Südengland nach Norden.
Am 25. September 1066 kam es bei Stamford Bridge zur Entscheidungsschlacht.
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Die Norweger waren überrascht und schlecht gerüstet, da sie nicht mit einem Angriff rechneten.
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Nach hartem Kampf fielen Harald Hardråde und Tostig.
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Nur 24 Schiffe der Norweger kehrten nach Skandinavien zurück – ein verheerender Verlust.
England schien gerettet – doch nur kurz. Denn Wilhelm wartete bereits.
Die Landung der Normannen in England
Während Harold im Norden kämpfte, sammelte Wilhelm der Bastard – wie er vor seiner Eroberung genannt wurde – in der Normandie ein mächtiges Heer.
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Wilhelm war Herzog der Normandie seit 1035. Die Normannen selbst stammten von skandinavischen Wikingern ab, die sich im 10. Jahrhundert in Nordfrankreich niedergelassen hatten.
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Sein Heer umfasste rund 7.000 Mann: Ritter, Fußsoldaten, Bogenschützen.
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Ein starkes Element waren die normannischen Reiter, eine Waffengattung, die den Angelsachsen weit überlegen war.
Am 28. September 1066 landete Wilhelm bei Pevensey in Sussex. Er errichtete sofort eine Befestigung und begann, das Umland systematisch zu plündern – um Harold zum schnellen Handeln zu zwingen.
Die Schlacht bei Hastings (14. Oktober 1066)
Die wohl berühmteste Schlacht Englands fand am 14. Oktober 1066 nahe Hastings statt.
Die Heere
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Harold Godwinson: etwa 7.000 Mann, größtenteils Fußtruppen und die gefürchtete Schildmauer („shield wall“). Seine Huscarls (Leibgarde) kämpften mit schweren Äxten.
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Wilhelm der Normanne: ähnlich viele Kämpfer, aber mit stärkerer Mischung – Bogenschützen, Infanterie und schwer gepanzerte Ritter zu Pferd.
Der Schlachtverlauf
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Beginn: Die Normannen griffen die Schildmauer der Angelsachsen frontal an – ohne Erfolg.
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Gegenangriffe: Mehrfach wankten die Normannen, Gerüchte über Wilhelms Tod verbreiteten sich. Doch Wilhelm zeigte sich seinen Soldaten und hielt die Moral aufrecht.
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Taktischer Trick: Die Normannen setzten vorgetäuschte Rückzüge ein. Teile der Angelsachsen verließen ihre feste Formation, um die „fliehenden“ Gegner zu verfolgen – und wurden von normannischen Reitern niedergemacht.
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Tod Harolds: Gegen Ende der Schlacht fiel Harold – laut der Überlieferung durch einen Pfeil ins Auge, wie auf dem berühmten Bayeux-Teppich dargestellt.
Am Abend war das angelsächsische Heer vernichtet. Wilhelm war Sieger.
Die Krönung Wilhelms zum König von England
Nach der Schlacht zog Wilhelm langsam nach London. Viele englische Adlige unterwarfen sich ihm.
Am 25. Dezember 1066, dem Weihnachtstag, wurde er in der Westminster Abbey zum König von England gekrönt. Damit begann die normannische Herrschaft, die die Geschichte Englands tiefgreifend veränderte.
Folgen der normannischen Eroberung
Die Eroberung Englands hatte weitreichende Konsequenzen:
1. Politische Veränderungen
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Die angelsächsische Elite wurde weitgehend enteignet. Normannische Adlige erhielten deren Ländereien.
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Wilhelm führte ein Feudalsystem nach französischem Vorbild ein.
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Der Bau großer Burgen begann – etwa Tower of London (1078).
2. Militärische Neuerungen
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Die Normannen brachten ihre Reiterei und eine straffe Heerführung nach England.
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Burgenbau, wie die typischen Motte-and-Bailey-Burgen, veränderten die Verteidigungslandschaft.
3. Sprachliche und kulturelle Folgen
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Mit den Normannen kam das Altfranzösische nach England.
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Viele Begriffe des Rechts, der Verwaltung und des Militärs stammen aus dieser Zeit.
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Die Mischung aus Altenglisch und Normannisch-Französisch führte langfristig zur Entstehung des Mittelenglischen.
4. Verwaltung und Wirtschaft
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1086 ließ Wilhelm das berühmte Domesday Book anlegen – eine Art Volkszählung und Grundbuch.
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Dieses Werk gibt uns heute einen einzigartigen Einblick in Wirtschaft und Gesellschaft des 11. Jahrhunderts.
Der Bayeux-Teppich – Bilddokument der Eroberung
Ein besonderes Zeugnis ist der rund 70 Meter lange Bayeux-Teppich, der die Ereignisse von 1064 bis 1066 darstellt.
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Er zeigt die Überfahrt Wilhelms, die Schlachten und die Krönung.
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Bis heute ist er eine der wichtigsten Quellen zur normannischen Eroberung.
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Im Reenactment-Bereich ist er eine Fundgrube an Details zu Kleidung, Waffen, Rüstungen und Alltagsgegenständen.
Bedeutung für Reenactment, Living History und Mittelalterbegeisterte
Für heutige Reenactors ist die Eroberung Englands ein faszinierendes Thema:
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Waffen & Rüstungen: Normannische Ritter mit Kettenhemden, Nasalhelmen, Schilden in Tropfenform; angelsächsische Krieger mit Rundschilden, Äxten und Speeren.
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Taktik: Die berühmte Schildmauer der Angelsachsen gegen die flexiblen Normannen.
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Alltag: Kleidung, Lagerleben und Burgenbau lassen sich detailgetreu nachstellen.
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Events: Große Nachstellungen der Schlacht von Hastings finden bis heute jährlich in England statt – mit Tausenden Teilnehmern.
Langfristige Bedeutung
Die normannische Eroberung war kein isoliertes Ereignis, sondern hatte Auswirkungen auf ganz Europa:
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Sie verband England enger mit dem Kontinent.
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Normannische Kultur, Architektur und Militärtechnik verbreiteten sich.
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Später waren normannische Adlige auch im Mittelmeerraum aktiv – etwa in Süditalien und Sizilien.
England selbst sollte nie wieder von außen erobert werden. Wilhelm der Eroberer legte die Grundlage für die englische Monarchie, die – in verschiedenen Formen – bis heute besteht.
Die Eroberung Englands durch Wilhelm den Eroberer im Jahr 1066 gehört zu den entscheidenden Wendepunkten des europäischen Mittelalters.
Sie veränderte nicht nur die politische und militärische Struktur Englands, sondern auch Sprache, Kultur und Gesellschaft.
Für Mittelalterfans, Reenactors und Geschichtsinteressierte ist dieses Kapitel ein unerschöpflicher Schatz an Geschichten, Waffen, Gewandungen und Alltagsleben – und damit ein lebendiges Thema, das bis heute fasziniert.
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