Ulfberht – Das Schwert, das seiner Zeit Jahrhunderte voraus war
Ulfberht – Das Schwert, das seiner Zeit Jahrhunderte voraus war
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Ulfberht – Das Schwert, das seiner Zeit Jahrhunderte voraus war

Das Schwert, das die Wikinger fürchteten – und begehrten

Die Blütezeit des Ulfberht-Schwertes fällt in die Epoche der Wikingerzüge. Zwischen 793 (dem Überfall auf Lindisfarne) und etwa 1066 (Schlacht bei Stamford Bridge) versetzten skandinavische Krieger ganz Europa in Angst und Schrecken. Die Vorstellung vom grobschlächtigen, schwerfälligen Wikingerschwert ist jedoch ein Mythos – zumindest, wenn man über ein Ulfberht spricht.

Während die meisten zeitgenössischen Schwerter aus aufgekohltem Eisen oder mühsam zusammengeschweißtem Kompositstahl bestanden, war das Ulfberht eine Revolution: Seine Klinge bestand aus nahezu reinem Stahl, frei von den Schwächen des üblichen Schmiedematerials.


Die Metallurgie hinter der Legende

Der größte Unterschied zu gewöhnlichen Schwertern lag im Material: Statt aus geschichteten Eisen- und Stahlbändern (Damast) geschmiedet zu sein, bestand ein echtes Ulfberht aus hochwertigem Tiegelstahl.

In herkömmlichen Rennöfen des Frühmittelalters gelang es Schmieden zwar, Eisen zu gewinnen, aber der Prozess hinterließ immer noch Schlacke im Material. Diese Einschlüsse machten Klingen spröde und bruchanfällig. Damasttechniken sollten diese Mängel ausgleichen, waren aber extrem arbeitsintensiv.

Die Ulfberht-Schmiede hatten ein besseres Verfahren: Sie konnten Eisen in reiner Form aus Roherz gewinnen und gezielt Kohlenstoff zuführen. Das Ergebnis war ein Stahl mit bis zu 1,1 % Kohlenstoff, homogen und nahezu schlackenfrei – selbst nach heutigen Maßstäben beeindruckend.

Dieser Stahl erlaubte eine flexible, zugleich extrem belastbare Klinge. Selbst harte Hiebe auf Schilde oder Kettenhemden führten kaum zu Klingenbrüchen oder Scharten.


Bauform und Kampfvorteile

Neben dem Material machte auch die Form das Ulfberht überlegen. Die meisten dieser Schwerter gehörten zum Oakeshott-Typ X:

  • Lange, gerade Klinge mit breiter Hohlkehle

  • Spitz zulaufend, ideal zum Stoßen

  • Schwerpunkt nahe am Griff, was eine schnelle Führung ermöglichte

Tests mit Rekonstruktionen zeigen, dass ein Ulfberht Kettenhemden durchstoßen und sogar Nieten aufsprengen konnte. Im Kampf bedeutete das: Ein Gegner war auch hinter seiner Rüstung nicht sicher.


Der mysteriöse Name „+VLFBERH+T“

Fast alle Ulfberht-Schwerter tragen in der Hohlkehle eine Einlegearbeit aus Eisenblech mit dem Schriftzug +VLFBERH+T (in verschiedenen Varianten, oft mit Schreibfehlern).

Wahrscheinlich war „Ulfberht“ ursprünglich der Name eines fränkischen Schmieds – oder einer ganzen Werkstatt. Wie bei heutigen Marken wurde der Name über Generationen genutzt, auch von Nachfolgern und Nachahmern.

Auffällig: Das Einarbeiten dieser Inschrift war riskant. Fehler konnten die Klinge schwächen. Dass Schmiede diesen Schritt trotzdem wagten, zeigt, welchen Markenwert der Name hatte.


Funde und geografische Verbreitung

Bis heute kennt man rund 170 Ulfberht-Schwerter. Die meisten stammen aus Skandinavien, doch Funde gab es auch in:

  • Deutschland (u. a. Fulda, Weser, Rhein)

  • Osteuropa

  • Russland

  • Naher Osten

Ein spektakulärer Fund gelang 2012 in Großenwieden (Niedersachsen), als ein nahezu perfekt erhaltenes Ulfberht aus der Weser geborgen wurde. Analysen ergaben: Das verwendete Blei im Griff stammt aus dem Hintertaunus – ein Hinweis auf eine Herstellung in den Klöstern Fulda oder Lorsch, beide bekannt für ihre Waffenschmieden.


Handelsrouten und Rohstoffquellen

Der Ursprung des Tiegelstahls ist umstritten. Zwei Haupttheorien stehen im Raum:

  1. Orient-Import-Theorie
    Der Stahl stamme aus Indien, Persien oder Afghanistan (Wootz-Stahl) und sei über die Wolgaroute und das Kaspische Meer nach Europa gelangt.

  2. Europäische Eigenproduktion
    Verbesserte Rennofentechnik habe es fränkischen Schmieden ermöglicht, selbst Schlackenfreien Stahl herzustellen.

Beide Theorien haben Indizien – gesichert ist nur: Der Stahl war außergewöhnlich und weit besser als das, was andere Schmieden Europas in dieser Zeit nutzten.


Fälschungen im Mittelalter

Ab dem 9. Jahrhundert tauchen vermehrt Ulfberht-Klingen mit falsch geschriebenen Inschriften auf (z. B. „+VLFBERHTT+“). Historiker vermuten mittelalterliche Produktpiraterie.

Möglicher Auslöser: Kaiser Karls des Großen Erlass von 805, der den Export fränkischer Schwerter an Slawen und Wikinger verbot. Diese begehrten die Waffen jedoch so sehr, dass minderwertige Nachbauten entstanden – eine frühe Form von Markenfälschung.


Das Ulfberht im Kampf

Für einen Kämpfer bot das Ulfberht entscheidende Vorteile:

  • Kraftsparendes Fechten dank optimaler Gewichtsverteilung

  • Durchschlagskraft gegen Schilde und Kettenrüstung

  • Hohe Bruchfestigkeit selbst bei heftigen Schlägen

Ein Beispiel: Während ein gewöhnliches Schwert nach einem Treffer am Schildrand klemmen oder brechen konnte, ließ sich ein Ulfberht flexibel zurückziehen. Das gab dem Kämpfer die Initiative und erhöhte seine Überlebenschancen.


Religiöser und symbolischer Hintergrund

Die Kreuzzeichen in der Inschrift sind wahrscheinlich christliche Schutzsymbole. Da viele Schmiedewerkstätten in Klöstern lagen, könnten diese Schwerter auch als Prestigeobjekte für hochrangige Krieger gedacht gewesen sein – vom fränkischen Ritter bis zum sächsischen Fürsten.

Ironischerweise gelangten viele Ulfberhts dennoch in die Hände heidnischer Wikinger – sei es durch Handel, Raub oder als Beutestücke.


Moderne Forschungsergebnisse

Metallografische Analysen (u. a. von Stefan Mäder und Alan Williams) zeigen:

  • Sehr geringer Gehalt an Schwefel und Phosphor

  • Hoher, gleichmäßig verteilter Kohlenstoffgehalt

  • Keine sichtbaren Damastmuster bei späten Exemplaren

Das spricht dafür, dass die Qualität nicht zwingend auf Importstahl zurückging, sondern auch mit damaliger europäischer Technik erreichbar war.


Das Ende einer Ära

Mit dem Aufkommen des Hochmittelalters und neuer Rüstungstechnologien (Plattenpanzer) änderten sich die Anforderungen an Schwerter. Längere, schmalere Klingen setzten sich durch, und der Name „Ulfberht“ verschwand aus den Inschriften.

Heute sind die Funde wertvolle Zeitzeugen einer Übergangsphase – zwischen den eher rohen Waffen der Völkerwanderungszeit und den eleganten Ritterschwertern des Hochmittelalters.


Ulfberht im Reenactment und als Replik

Für Geschichtsdarsteller, Sammler und Reenactors ist das Ulfberht ein Symbol für handwerkliche Meisterschaft. Hochwertige Repliken werden heute aus modernen Stählen gefertigt, oft unter Beachtung der historischen Maße:

  • Klingenlänge: ca. 75–85 cm

  • Gesamtlänge: ca. 90–100 cm

  • Gewicht: 1,1–1,5 kg

Authentische Nachbildungen sind sowohl als schaukampftaugliche Versionen (mit abgerundeten Schneiden) als auch als scharfe Sammlerwaffen erhältlich.


Eine Waffe mit Mythos und Fakten

Das Ulfberht war kein gewöhnliches Schwert – es war ein technologischer Quantensprung seiner Zeit. Seine Mischung aus überlegener Metallurgie, durchdachtem Design und symbolischer Strahlkraft macht es zu einer Legende, die bis heute fasziniert.

Ob als archäologisches Original im Museum oder als Replik im Reenactment – das Ulfberht steht für eine Ära, in der Waffen nicht nur Werkzeuge des Krieges, sondern auch Kunstwerke und Statussymbole waren.


Quellenhinweis: Die historischen Daten in diesem Artikel beruhen auf archäologischen Funden, metallurgischen Analysen und den Arbeiten namhafter Schwertforscher wie Stefan Mäder, Alan Williams und Alfred Geibig.


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